Erpressung a la Bauträger

Es nahte der Tag der Übergabe und ich wurde vom Bauleiter vor die folgenden Alternativen gestellt: ich bekomme die Schlüssel nur, wenn ich 100% der Kaufsumme bezahle. Auch den vertraglich und wo sonst noch geregelten Gewährleistungs-Einbehalt für Mängel (5%).
All meine Versuche im Bauträger Unternehmen das in dieser Form abzuwenden scheiterten. Ich muß zugeben, dass aufgrund der Anzahl der Mängel bei Vorbegehung (und die damit verbunde Frage „Hat sich das überhaupt schon mal jemand angeschaut?“) ich nicht damit rechnete, dass alles behoben sein wird. Man wird dann vor die Wahl gestellt: Entweder 100% Geld oder wir beheben alle Mängel bis zum Ende der Karenzfrist und dann kriegst Du die Schlüssel halt erst 4 Wochen später. Ich nannte es ganz offen Erpressung und habe mich dann meinen Erpressern gebeugt.
Wie ging es weiter?
Am morgen von Abnahme und Übergabe rief mich der Bauleiter an und sagte, dass das Geld nicht da sei. Ich erwiderte, dass ich nichts mehr ändern könne, da ich alles in meiner Macht stehende getan hatte, um eine Zahlung zu ermöglichen. Ich meinte dann, dass er mir den Schlüssel dann halt erst morgen geben könne und ich mich dann jetzt gleich auf zur Baustelle machen würde. Es stellte sich heraus, dass der Bauleiter noch nicht einmal im Auto saß und somit unser Termin am Platzen war. Er meinte lapidar, dass wir dann ja morgen die Übergabe machen könnten oder irgendwann. Ich bestand auf dem Abnahmetermin, da ich in den Tagen darauf keine Zeit hatte. Widerwillig kam der Bauleiter dann mit 1,5h Verspätung an die Baustelle. Wir hatten dann immer noch ca. 18 Punkte auf der Mangelliste, die teilweise heute noch nicht erledigt sind.
Als er dann auf der Baustelle war, teilte er mir auch freudig mit, dass mein Geld angekommen sei und wir die Schlüsselübergabe dann doch vornehmen könnten und dann auch taten.
Die Argumentation seitens des Bauleiters ging übrigens in diese Richtung: „Ja, früher haben wir das mal zugelassen, aber wir haben dann erst sehr spät unser Geld erhalten“.
Antwort Ralph „Na, Sie machen mir ja Mut, scheinbar schaffen Sie es ja nicht, ein Haus dann im Nachgang von den Fehlern zu befreien“. Doch natürlich schaffe man das und auch nach Zahlung und in den kommenden 5 Jahren der Gewährleistung sei man bemüht immer alles richtig und schnell zu machen. Auf meine Frage, warum dann die Leute immer noch den Betrag einbehielten, gab es keine Antwort. Heute weis ich, warum, denn ich hätte auch noch nicht bezahlt. Nach Übergabe werden Dinge einfach nicht mehr stetig verfolgt, so dass man ständig allem hinterherrennen muss. Das werden aber sicher mehrere neue Artikel…

Ich wüsste ja gerne: ist man vor sowas gesetzlich geschützt und verstößt der Bauträger gegen Gesetze. Die Ansprechpartner des Endkunden verstecken sich auf jeden Fall immer hinter einem „Hat der Vorstand so angewiesen.“

Die Vorbegehung und andere Entscheidungen

Wie schon erwähnt, war diese Woche am Donnerstag die sogenannte Vorbegehung. Wir nehmen Dinge auf, die zur Übergabe noch erledigt werden müssen. Wobei es keine Garantie gibt, dass die Dinge 100% fehlerfrei übergeben werden. Ich kenne ja das Problem aus anderer Branche. Im großen und ganzen gibt es nahezu nichts, was nicht behebbar ist. So müssen wohl nahezu alle Türen, Fenster und Rolläden nachgestellt werden und noch einiges gereinigt. Bei Überprüfung der Elektroinstallation habe ich 2 fehlende Steckdosen gefunden, ich befürchte, die habe ich vergessen. Die bestellen wir wahrscheinlich nach. Zwei Deckenauslässe, die eigentlich zwischen Wohnzimmer und Küche sein sollten, müssen noch dorthin verlegt werden. Enttäuscht war ich von der Installation der TV Verkabelung im Hausanschluß-Raum, da sie einfach nur rumhing und noch nicht einmal an Verteiler angeschlossen war. Angeblich macht das alles der KabelTV Anbieter. Auch der Verstärker für das Kabelsignal war noch nicht da und man gab sich sehr überrascht, dass dieser in den Technik-Bemusterungsunterlagen steht. Auch diesen stellt lt. Elektriker der Kabel TV Anbieter. Steckdosen hat man dort, wo man den Verstärker anschließen soll, merkwürdigerweise auch nicht angebracht. Ich glaube, hier ist noch nachzubessern.
Das Patchfeld im Keller ist soweit o.k., aber leider gibt es noch keine Erdung. Die solle ich selbst machen, wenn ich meinen Schrank anbringe, der ja einen Erdungsanschluß habe. Ich frage mich warum. Ansonsten interessiert sich auch keiner für meine Möbel, die ich nutze. Ich denke, es gehört auch auf die Liste, dass die Installation fertiggestellt wird.

Ein letzter Punkt, scheinbar auf Nachlässigkeit beim Ausfüllen der Bemusterungsunterlagen zurückzuführen, ist die Aussage, dass Teile der Fassaden mit Platten bestückt werden. Dies ist in sofern wichtig, da ich recht enttäuscht war, dass der „bunte“ Bereich des Hauses gestrichen und nicht mit den Platten, welche alle anderen Häuser im Neubaugebiet haben, gebaut wurden. Das hatte ich wohl hier gelesen. Hierzu gibt es übrigens auch eine interessante Geschichte und super Begründungen und Tips von der Ober-Planungs-Architektin, warum alles so ist, wie es ist. Scheinbar gab es manche überraschende Entwicklung im Neubaugebiet…

Nach aktuellen Kenntnissen könnten wir übernächste Woche das Haus übernehmen und endlich mit unserer Arbeit starten.

Was ist sonst noch passiert?

  • Pünktlich, viel zu früh erhielt ich die Info, dass mein Laminat da sei. Als ich darauf hinweis, dass ich bei Bestellung bereits angegeben habe, dass ich das Laminat erst in 4 Wochen benötige (Ende Nov.), wusste der Verkäufer selbstverständlich nichts davon. Ich hoffe, es klappt übernächste Woche (mentale Notiz: Sowas in Auftrag mit aufnehmen lassen)
  • Kork und Laminat für den Rest:  Ich dachte, ich versuche es noch einmal bei dem Fachhändler, bei dem ich schon die Böden für die aktuelle Wohnung (die immer noch nicht mehr zu kaufen oder zu mieten ist) bestellt hatte:  die Hirsch OHG aus Donauwörth (normalerweise nenne ich hier ja keine Namen, aber ich mache mal eine Ausnahme). In 2 Telefonsessions hatten wir geeignete Böden gefunden und müssen jetzt nur noch bestellen. Ich glaube, ein schöner und außergewöhnlicher Boden wird es werden. Ich bin gespannt, wie der in echt aussehen wird. BTW: im Telefongespräch gab es auch wertvolle Tips in Bezug auf Verarbeitung und Verlegung. Ich kann das Gespräch mit Jürgen Hirsch und die Firma eigentlich bisher nur empfehlen und frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, alle Böden dort bestellt zu haben. Zu spät.
  • Ausschreibungen Fliesen und Tapezieren: Da ich weder fliesen kann, noch das Treppenhaus tapezieren mag, habe ich Ausschreibungen bei myhammer laufen. Leider wird das nicht so wirklich günstig, wie ich mir das vorgestellt habe. Vor allem hätte ich nicht gedacht, dass es so aufwändig ist, da zig Leute etwas wissen wollen. Aktuell habe ich die Wünsche nach Besichtigungsterminen, etc. noch ignoriert, da das mit der Terminkoordination etwas schwierig ist. Mit eigenem Schlüssel ist das sicher besser.

Zwischendurch gab es noch ein Hickhack mit dem Küchenbauer, diese Story gibt es aber auch zu einem späteren Termin.